BWL für Gründer – Die Deckungsbeitragsrechnung
Am Ende muss mehr Geld eingenommen werden, als ausgegeben wird. Das ist eine Binsenweisheit für Unternehmer und natürlich auch für Existenzgründer. Sicher können Phasen mit hohen Investitionen, wie dies beispielsweise bei Gründungen der Fall ist, auch zu temporären Verlusten führen. Auf Dauer ist die Gewinnerzielungsabsicht aber ein Kernanliegen von Unternehmen. Dafür sollten Existenzgründer nicht nur einen Blick auf die Einnahmen haben, sondern ebenso die Ausgaben nicht unterschätzen. In der Betriebswirtschaft spielt deshalb die Kostenrechnung eine große Rolle. Zu ihren wirksamsten Werkzeugen gehört die Deckungsbeitragsrechnung.
Kennzahl für den Unternehmenserfolg
Vereinfacht gesagt, bezeichnet der Deckungsbeitrag die Differenz zwischen den variablen Kosten und dem getätigten Umsatz. Warum ist das wichtig? Bevor Unternehmen einen Gewinn erzielen können, müssen zunächst alle anfallen Ausgaben bezahlt werden, und zwar vor allem jene, die unabhängig vom Umsatz entstehen. Dazu gehören beispielsweise die Miete für Geschäftsräume, Gehälter, Versicherungsbeiträge und so weiter. Erst wenn diese sogenannten fixen Kosten durch Umsätze gedeckt sind, erreicht das Unternehmen seine Gewinnschwelle. Der Deckungsbeitrag (Teilkostenrechnung) liefert also Hinweise darauf, wie und ob die fixen Kosten gedeckt werden. Dabei gibt es einen entscheidenden Unterschied zur vereinfachten Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben (Vollkostenrechnung). Weil die variablen Kosten, das sind alle Aufwendungen, die direkt mit der Herstellung eines Produkts oder einer Dienstleistung verbunden sind, konkreten Ereignissen (Produkten) zugeordnet werden, lassen sich genau die Bereiche erkennen, die insgesamt für einen positiven Deckungsbeitrag sorgen, also mehr Geld einbringen, als für deren Bereitstellung ausgegeben wird. So können Existenzgründer genau erkennen, in welchen Bereichen ihrer unternehmerischen Tätigkeit tatsächlich Geld verdient wird, welche Produkte rentabel sind und welche Produkte eine verstärkte Aufmerksamkeit erfordern bzw. aus dem Sortiment gestrichen werden sollten.
Einfache und erweiterte Deckungsbeitragsrechnung
In der Praxis wird zwischen der Deckungsbeitragsrechnung für das Gesamtunternehmen und der Deckungsbeitragsrechnung für einzelne Produkte oder Produktgruppen unterschieden. Für einen ersten Überblick über das unternehmerische Geschehen und seinen Erfolg ist die Gesamtkostenrechnung, auch einstufige Deckungsbeitragsrechnung genannt, geeignet. Nicht geeignet ist sie allerdings, wenn man sich einen detaillierten Überblick über die Kostenstruktur und ihre Auswirkungen auf den Erfolg verschaffen will. Dann kommt die Teilkostenrechnung bzw. mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung zum Einsatz, die – wie bereits oben beschrieben – den Erfolg für jedes Produkt erkennen lässt.
Beispiel Gesamtkostenrechnung:
Angenommen, der Umsatz einer Bäckerei beträgt 50.000 Euro pro Monat. Für den Betrieb (z.B. Miete Backstube und Laden) fallen 20.000 Euro an. Der monatliche Wareneinkauf für die Herstellung von Brot und Brötchen liegt bei 14.000 Euro. Der Deckungsbeitrag ist gleich dem Umsatz (50.000 Euro) minus den variablen Kosten für den Wareneinkauf (14.000 Euro). Er würde in diesem Beispiel 36.000 Euro betragen. Werden davon jetzt die Fixkosten abgezogen, dann ergibt sich der Gewinn in Höhe von 16.000 Euro. Das hört sich gut an, gibt dem Bäcker aber noch keinen Hinweis darauf, womit er den Gewinn erzielt.
Beispiel Teilkostenrechnung:
Bleiben wir beim Beispiel der Bäckerei und nehmen die gleichen Werte für den Umsatz und die Kosten. Die Angaben für den Umsatz können wir erst mal unverändert lassen. Die Kosten werden jetzt aber einzelnen Produktgruppen zugeordnet. So kann ein Bäcker beispielsweise Kostenstellen für Brot (Produktgruppe A) und Brötchen (Produktgruppe B) ausweisen. Das bedeutet, die Kosten für den Wareneinsatz würden sich beispielsweise in 8.000 Euro für Produktgruppe A (Brot) und 6.000 Euro für Produktgruppe B (Brötchen) aufteilen. Die Fixkosten teilen wir in diesem Beispiel beiden Produktgruppen zu je 50 Prozent zu. Nun haben wir einen etwas detaillierteren Überblick über die Kosten.
Produktgruppe A verursacht Kosten in Höhe von 18.000 Euro, während auf Produktgruppe B 16.000 Euro entfallen. Um jetzt zu wissen, wie hoch der Deckungsbeitrag für jede Produktgruppe ist, muss auch der Umsatz den Produktgruppen zugeordnet werden. Angenommen die Bäckerei setzt 40.000 Euro mit Brot um und 10.000 Euro mit Brötchen, dann ergibt sich folgendes Bild:
Produktgruppe A:
40.000 Euro Umsatz minus 8.000 Euro variable Kosten ergeben 32.000 Euro.
32.000 Euro Deckungsbeitrag minus 10.000 Euro Fixkosten ergeben 22.000 Euro Gewinn.
Produktgruppe B:
10.000 Euro Umsatz minus 6.000 Euro variable Kosten ergeben 4.000 Euro.
4.000 Euro Deckungsbeitrag minus 10.000 Euro Fixkosten ergeben einen Verlust von 6.000 Euro.
Wenn wir jetzt die beiden Kostenrechnungsmodelle vergleichen, dann haben wir zwar in beiden Modellen einen Gewinn von 16.000 Euro. Allerdings wissen wir jetzt, dass mit dem Verkauf von Brötchen zwar Geld in die Kasse kommt und auch die variablen Kosten gedeckt sind, insgesamt aber kein Geld verdient wird. Als Existenzgründer hat man dann die Möglichkeit zu reagieren, beispielsweise könnte man dafür sorgen, dass der Verkauf der Brötchen durch geeignete Werbemaßnahmen oder verbesserte Rezepturen angekurbelt wird. Würde man dagegen auf den Verkauf der Brötchen verzichten, müsste mit dem Brot der gesamte Kostenblock finanziert werden. In unserem Beispiel würde das immer noch einen Gewinn von 12.000 Euro bedeuten. Es könnte für den Bäcker unter reinen Kostengesichtspunkten also richtig sein, zukünftig keine Brötchen mehr anzubieten. Dann kommen allerdings andere Aspekte zum Tragen. Etwa wenn die Kunden Brötchen erwarten, und mangels Angebot zukünftig eine andere Bäckerei aufsuchen würden. In diesem Beispiel wird deutlich, dass die Aufteilung der Kosten die größte Herausforderung ist. Was bei den variablen Kosten noch relativ einfach gelingt, stellt sich bei den Fixkosten schon etwas komplizierter dar, zumindest wenn das Bild aufschlussreich sein soll.
Vorteile der Deckungsbeitragsrechnung
Einer der zentralen Vorteile der Deckungsbeitragsrechnung ist es, einen detaillierten Überblick über die unternehmerische Tätigkeit zu erhalten und bei Schieflagen reagieren zu können. Nicht jedes Produkt verfügt über einen gleich hohen Deckungsbeitrag. Trotzdem müssen Existenzgründer je nach Betrieb auch Produkte oder Dienstleistungen anbieten, die nur unwesentlich zur Kostendeckung beitragen. Eine gesunde Mischkalkulation macht das Gesamtunternehmen dann trotzdem erfolgreich.
Ein weiterer Punkt, der auch für den Businessplan relevant ist, ist die Ermittlung der Gewinnschwelle (auch Break Even genannt). Diese ist grob mit der Gesamtkostenbetrachtung möglich, allerdings lassen sich auch unterschiedliche Szenarien einer Teilkostenrechnung erstellen und damit unterschiedliche Gewinnschwellen ermitteln. Im Businessplan wird zudem immer auch eine Konkurrenz- bzw. Branchenbetrachtung einfließen. Für zahlreiche Branchen sind die durchschnittlichen Deckungsbeiträge verfügbar. So kann das eigene Geschäftsmodell direkt im Vergleich mit den Mitbewerbern betrachtet werden. Sehr starke Abweichungen vom Durchschnitt sollten dann allerdings schlüssig sein, denn sie könnten auch ein Zeichen falscher Annahmen sein. Existenzgründer, die an dieser Stelle einen guten Job machen, punkten meist auch bei Geldgebern.