Global Entrepreneurship Monitor – Es wird wieder gegründet!
„Ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt.“ Diese Liedzeile der 80er-Jahre Band Geier Sturzflug fasst die Ergebnisse des diesjährigen Global Entrepreneurship Monitor ganz gut zusammen. Der Corona-Schock ist überwunden, das Gründungsgeschehen zieht wieder an, und zwar nicht nur in Deutschland, sondern rund um den Globus. Insgesamt wurden 51 Länder für den Bericht analysiert und sollen für eine internationale Vergleichbarkeit sorgen. Zusätzlich werden spezifische Details in einzelnen Länderberichten genauer unter die Lupe genommen. Wir haben uns den Bericht für Deutschland mal genauer angeschaut und fassen hier die wichtigsten Erkenntnisse zu den Gründungsaktivitäten zusammen.
Steigende Gründungsquote
Für den aktuellen Global Entrepreneurship Monitor wurde weltweit eine repräsentative Befragung mit 148.000 Teilnehmern und 2.078 Interviews mit Gründungsexperten durchgeführt. In Deutschland war das Institut für Wirtschafts- und Kulturgeografie der Leibniz Universität Hannover für die Umsetzung verantwortlich und hat dafür 3.797 verwertbare Interviews durchgeführt und mit 74 Gründungsexperten aus verschiedenen Regionen gesprochen. So viel zur Theorie, kommen wir nun zu den Ergebnissen. Zusammengefasst wird das Gründungsgeschehen in der GEM-Gründungsquote. Die ist für den Beobachtungszeitraum 2021/22 um 2,1 Prozentpunkte auf 6,9 Prozent gestiegen. Vor allem in den jüngeren Altersgruppen haben die Gründungen überdurchschnittlich zugenommen.
Konkret gibt die GEM-Quote an, wie viele der Befragten in den vergangenen 3,5 Jahren ein Unternehmen gegründet haben bzw. dabei sind ein Unternehmen zu gründen. Diese Quote liefert natürlich nur in einem zeitlichen Vergleich eine sinnvolle Aussage und die besagt, dass das Gründungsgeschehen sich wieder dem Niveau nähert, wie es vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie herrschte. Dabei werden für den GEM-Wert sowohl die tatsächlichen Gründungen als auch die ernsthaft geplanten Gründungen einbezogen.
Corona-Pandemie hat auch Chancen eröffnet
Die GEM-Quote wird inzwischen seit 23 Jahren ermittelt. 2019 erreichte sie mit einem Wert von 7,6 Prozent einen historischen Höchstwert, der nun wieder annähernd erreicht wird. Allerdings, so schreiben die Autoren, sei dieser Anstieg keine empirische Besonderheit, sondern würde sich in allen vergleichbaren Ländern zeigen. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland auf Platz 23. Der Grund liegt auf der Hand. Während der ersten Monate in der Corona-Pandemie war die Unsicherheit so stark, dass nicht nur etablierte Unternehmen, sondern auch potenzielle Gründer eher vorsichtig und zurückhalten agierten. Durch staatliche Stützungsmaßnahmen und dem folgenden konjunkturellen Aufschwung stellte sich wieder eine gewisse Normalität ein und aus der Zurückhaltung wuchs wieder Optimismus. Das wird speziell in einer Aussage deutlich. In Deutschland waren mehr als ein Drittel der Gründer der Meinung, dass die Pandemie neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnet habe, die sie nun nutzen wollen. Das waren noch mal deutlich mehr als im ersten Corona-Jahr 2020. Außerdem hat sich während der Corona-Pandemie der sogenannte Gendergap verringert. Das bedeutet, der Anteil der Frauen, die eine Unternehmensgründung planen, ist gestiegen. Bei den tatsächlich durchgeführten Gründungen sind Frauen dann allerdings zurückhaltender. Sie schätzen im Allgemeinen ihre Fähigkeiten niedriger ein und haben mehr Angst vor dem Scheitern. Die Gründe sind aber laut der befragten Experten vielschichtiger. So scheuen Frauen oftmals die Doppelbelastung aus Unternehmensgründung und Familie. Außerdem haben sie oftmals mehr Schwierigkeiten bei der Finanzierung.
Nur wenige Gründer müssen aufgeben
Neben der Gründungsquote gibt es zwei weitere Kennzahlen, die zusätzliche Auskünfte über das in Deutschland existierende Klima für Existenzgründer geben. Das ist zum einen das sogenannte Intrapreneurship und zum anderen die Anzahl der Unternehmen, die ihre Pforten geschlossen haben.
Als Intrapreneurship werden Gründungen bezeichnet, die von Angestellten innerhalb eines bestehenden Unternehmens stattfinden. Meist werden dabei innovative Produktentwicklungen oder zusätzliche Geschäftsbereiche in ein neues Unternehmen ausgegründet. Das kann die Wettbewerbsfähigkeit des bestehenden Unternehmens sichern, sichert aber auch deren Erhalt, falls die Erwartungen nicht erfüllt werden. Bis zum Jahr 2020 stieg der Anteil der innerbetrieblichen Gründungen in Deutschland kontinuierlich auf 9,2 Prozent an. Im vergangenen Jahr lag ihr Anteil bei 5 Prozent. International liegt Deutschland damit im Mittelfeld. Ob der Einbruch einen neuen Trend ankündigt oder ob es sich um einen kurzzeitigen Rückgang handelt, werden erst die kommenden Berichte zum Gründungsgeschehen zeigen können.
Auch die Unternehmensschließungen geben Auskunft über das Gründungsklima eines Landes. Deutschland scheint dabei international gut abzuschneiden. Nur 3,2 Prozent der jungen Gründer haben im vergangenen Jahr ihr Unternehmen veräußert oder geschlossen. In allen vergleichbaren Ländern lag dieser Wert deutlich höher. Die Gründe sind vielfältig und reichen von mangelnder Profitabilität bis hin zum Ruhestand. Bei knapp jedem fünften geschlossenen Unternehmen war die mangelnde Profitabilität der Hauptgrund. 9,6 Prozent der Unternehmer hatten Schwierigkeiten mit der Finanzierung. Dieser Wert hat sich gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt, obwohl nur etwa 12 Prozent der Unternehmer die Pandemie als Grund angaben, ihr Geschäft zu schließen. Wo Schatten ist, ist bekanntlich auch Licht. So bot sich für rund 15 Prozent der Gründer eine lukrative Möglichkeit, ihr junges Unternehmen zu verkaufen. Neben diesen Gründen waren vor allem persönliche oder familiäre Aspekte der Auslöser für die Geschäftsauflösung, beispielsweise die Rückkehr in ein Angestelltenverhältnis.
Rahmenbedingungen für Unternehmensgründer
Der Zeitpunkt, zu dem eine Unternehmensgründung umgesetzt wird, hängt von vielen Faktoren ab. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Einschätzung der Erfolgsaussichten und den aktuell vorherrschenden Rahmenbedingungen. Dabei haben sich die Aussichten in Deutschland deutlich verbessert, bewegen sich international aber nur im Mittelfeld. Dennoch, Deutschlands Gründer sehen zu 48 Prozent eine gute Möglichkeit, innerhalb der kommenden sechs Monate in ihrer Region ein Unternehmen zu gründen. Im Jahr zuvor waren dies nur 36 Prozent. Vor Ausbruch der Pandemie lag der Wert dagegen bei 52 Prozent. Interessant ist eine signifikant unterschiedliche Einschätzung von Männern und Frauen. Während Männer mit einem Anteil von 56 Prozent die Erfolgsaussichten positiv einschätzten, sind es bei den Frauen nur 40 Prozent.
Diese persönliche Einschätzung wird von persönlichen Faktoren wie Alter, Geschlecht und Bildung beeinflusst, aber auch von den Rahmenbedingungen des Gründungsstandorts. Diese sind laut Einschätzung der Experten in Deutschland seit vielen Jahren nahezu unverändert. Als hemmende Faktoren gelten hier vor allem die fehlende Thematisierung von Gründungswissen und Wirtschaft in der schulischen Ausbildung, der Arbeitsmarkt und das unzureichende Engagement der politischen Entscheidungsträger. Deshalb spielt bei der Entscheidung für eine Unternehmensgründung ein weiterer Grund eine wichtige Rolle. Gründer, die im privaten Umfeld Kontakt zu Unternehmern oder Existenzgründern haben, schätzen die Erfolgsaussichten einer eigenen Gründung positiver ein und sind eher dazu geneigt, ein Unternehmen zu gründen. Dieser Aspekt sollte laut den Experten nicht unterschätzt werden, denn auf dieser persönlichen Ebene lassen sich Unsicherheiten schneller abbauen. Doch tatsächlich haben die meisten potenziellen Gründer keinen Kontakt zu Unternehmern. Am ehesten sind diese Kontakte noch in jüngeren Altersgruppen anzutreffen. Es könnte daran liegen, dass in der Altersgruppe der 18-34-jährigen die meisten Unternehmen gegründet werden und insgesamt unter jungen Menschen das Thema, etwa durch soziale Medien, präsenter ist. Das führt allerdings nicht automatisch zu einer positiven Einschätzung der eigenen Fähigkeiten, denn die ist bei älteren Gründern deutlich ausgeprägter. Außerdem haben die Altersgruppen, die bereits über mehr Lebens- und Berufserfahrung verfügen, weniger Angst vor dem Scheitern.
Migranten gründen häufiger
Im Rahmen des GEM wird auch das Gründungsverhalten von Migranten untersucht. Damit sind alle Gründer gemeint, die nicht in Deutschland geboren wurden, also eine eher heterogene Gruppe, deren jeweiliger kultureller Hintergrund keine weitere Rolle spielt. Inzwischen gelten Migranten als wichtiger Teil der deutschen Gründerszene, als ein zentraler Baustein zur Verringerung des Fachkräftemangels und sie leisten zudem einen wichtigen Beitrag für die Beschäftigung und damit auch dem Wohlstand in Deutschland. Das wird auch deutlich in der TEA-Quote für das Jahr 2021, die mit 14 Prozent doppelt so hoch ausfällt wie die Gründungsquote der einheimischen Bevölkerung. Dass es sich dabei nicht um ein Einzelereignis handelt, zeigt sich Betrachtung eines längeren Zeithorizonts. In den vergangenen Jahren lag die Gründungsquote der Migranten immer höher. In diesem Zusammenhang ist auch die Betrachtung nach Geschlechtern interessant, denn auch die ist deutlich ausgeglichener. Während der Frauenanteil bei den Unternehmensgründungen deutlich hinter den Männern liegt, gründen Frauen mit Migrationshintergrund genauso oft ein Unternehmen wie die Männer. Und die weitere Entwicklung dürfte ganz ähnlich aussehen, denn der Anteil von Personen, die in den kommenden drei Jahren ein Unternehmen gründen wollen, ist unter Migranten besonders stark ausgeprägt.
Wer sich die gesamte Studie im Detail anschauen möchte, kann diese hier herunterladen.
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