Wann sollen Selbstständige Urlaub machen?
Toll, als Gründerin oder Gründer können Sie ja Urlaub machen, wann immer Sie wollen! Haben Sie das auch schon zu hören bekommen? Dann wissen Sie vermutlich, dass diese Idealvorstellung oft wenig mit der Realität zu tun hat. Im Gegenteil: Die Angst, Aufträge oder Kundinnen und Kunden zu verlieren, hält viele Selbstständige davon ab, sich ausreichend oder überhaupt einmal freizunehmen. Urlaub bedeutet plötzlich Stress statt Erholung.
Doch das geht auch anders: Erfahren Sie, warum bewusste Auszeiten so wichtig sind und wie Sie diese auch in Ihrem Unternehmen integrieren können – ganz ohne Angst oder schlechtes Gewissen.
Warum nehmen sich viele GründerInnen so selten frei?
Anders als Angestellte haben Selbstständige keinen gesetzlichen Urlaubsanspruch. Freie Tage müssen sie sich zudem nicht von Vorgesetzten genehmigen lassen, wohl aber von sich selbst. Und das ist oft die größte Hürde: Sich die Erlaubnis zu geben, für ein paar Tage auf Abstand zum eigenen Business zu gehen, ist für viele Gründerinnen und Gründer unglaublich schwer. Vielleicht kennen Sie die typischen Argumente gegen einen Urlaub ja sogar von sich selbst?
Keine Zeit
Wenn das Geschäft so gut läuft, dass es immer etwas zu tun gibt, ist das ja eigentlich eine gute Sache. Gleichzeitig wächst mit zunehmender Auslastung aber auch die Gefahr, dass Selbstständige sich überarbeiten. Sobald Sie das Gefühl haben, nur noch „selbst und ständig“ für Ihr Business da sein zu müssen und keine Zeit für Urlaub bleibt, sollten Sie aufmerken: Sind Sie vielleicht auf dem Weg in das Hamsterrad, aus dem Sie mit Ihrer Gründung doch eigentlich entkommen wollten?
Kein Urlaubsgeld
Finanzielle Sorgen kommen gerade in der Gründungsphase häufig vor. Da fällt es natürlich umso schwerer, sich einfach mal freizunehmen. Denn jeder Tag ohne Arbeit ist für viele auch ein Tag ohne Einkommen – Urlaubsgeld erhalten Selbstständige schließlich in der Regel nicht. Also einfach keinen Urlaub machen? Das kann nicht die Lösung sein. Das Urlaubsgeld muss stattdessen im restlichen Jahr erwirtschaftet werden.
Kein Bedarf
Mit Ihrer Selbstständigkeit haben Sie idealerweise ein Herzensprojekt verwirklicht oder gar Ihr Hobby zum Beruf gemacht. Wer viel im Homeoffice arbeitet, lässt die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben zudem gerne mal verwischen. Und warum auch nicht? Wenn der Job keine Belastung darstellt, braucht man ja auch keinen Urlaub – oder? Ein weit verbreiteter Irrglaube.
Darum ist Urlaub gerade für Selbstständige wichtig
Erholung und Abstand zur Arbeit ist wichtig, auch wenn man sie noch so gern macht. Das gilt besonders für Selbstständige, die oft die gesamte Verantwortung für ihr Unternehmen alleine tragen. Denn Urlaub hat nichts mit Prokrastination oder Faulheit zu tun. Er ist vielmehr eine notwendige Zeit zum Auftanken: für Kreativität, neue Ideen und noch mehr Motivation. Man kennt es aus dem Sport – nur wer Pausen macht und Raum für Regeneration lässt, kann auch Hochleistung bringen. Sehen Sie Urlaub darum als langfristige Investition in Ihr Business!
Darüber hinaus ist es sinnvoll, Ihren Kundinnen und Kunden zu signalisieren, dass auch Sie nicht immer verfügbar sind oder auf Abruf bereitstehen. Sich (nach vorheriger Absprache) ab und an rarzumachen, kann Ihren kundenseitig gefühlten Wert sogar erhöhen. Es sollte Ihnen niemand übelnehmen, wenn Sie sich Urlaub erlauben – denn von Ihrer Erholung und der dadurch gesteigerten Leistungsfähigkeit profitieren am Ende ja schließlich auch beide Seiten.
5 Tipps für einen entspannten Urlaub
Mit der richtigen Vorbereitung können auch Gründerinnen und Gründer entspannt in die Ferien starten. Wir verraten 5 bewährte Tipps – und wünschen einen schönen Urlaub!
Urlaubsplanung
Etablieren Sie Ihren Urlaub als festen Teil des Geschäftsjahres. Und planen Sie diesen frühzeitig: Gibt es vielleicht eine Zeit, in der in Ihrer Branche eher wenig los ist? Legen Sie Ihren Urlaub in die Monate, in denen Ihre Kundinnen und Kunden selbst im Urlaub sind oder Ihre Produkte oder Dienstleistungen erfahrungsgemäß nicht ganz so gefragt sind wie sonst. Setzen Sie sich außerdem einen verbindlichen Termin. So können Sie in Ruhe alle nötigen Vorkehrungen treffen und senken die Hemmschwelle, Ihren Urlaub dann auch wirklich wahrzunehmen.
Kalkulation
Zahlen Sie sich selbst Urlaubsgeld! Damit Sie ohne schlechtes Gewissen freimachen können, sollten Sie die zu erwartenden Kosten schon vorab einkalkulieren. Sie können sich beispielsweise monatlich einen kleinen Betrag zur Seite legen und so eine Art dreizehntes Monatsgehalt ansparen.
Kommunikation
Informieren Sie Ihre Kundinnen und Kunden proaktiv und frühzeitig über Ihre Abwesenheit. Damit vermeiden Sie böse Überraschungen und können Ihre Projekte idealerweise so planen, dass sich trotz Ihres Urlaubs keine Einschränkungen oder Verzögerungen ergeben. Kommunizieren Sie außerdem entschieden und selbstbewusst – so entsteht gar nicht erst der Eindruck, dass möglicherweise Schwierigkeiten drohen, wenn Sie nicht erreichbar sind.
Extra-Tipp: Planen Sie vor und nach Ihrem Urlaub einen Puffertag ein, den Sie so auch in Ihren Abwesenheits-Nachrichten vermerken. So vermeiden Sie, durch Last-Minute-Anfragen unter Druck zu geraten und haben Zeit, um sich nach Ihrer Rückkehr wieder in Ruhe einzufinden.
Helfen lassen
Muss Ihr Geschäft auch in Ihrer Abwesenheit weiterlaufen? Dann organisieren Sie sich rechtzeitig eine Urlaubsvertretung, der Sie vertrauen und auf die Sie sich verlassen können. Das ist grundsätzlich eine gute Idee, falls Sie einmal durch Krankheit oder aus anderen Gründen ausfallen sollten. Wenn Sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen, überlegen Sie sich auch, welche Aufgaben Sie während Ihres Urlaubs an diese abgeben können. Sorgen Sie in jedem Fall für eine detaillierte Übergabe und klären Sie alle offenen Fragen im Vorfeld, um gelassen in die Ferien gehen zu können.
Abschalten
Vielleicht kennen Sie es aus eigener Erfahrung: Um wirklich runterfahren zu können, braucht es eine gewisse Zeit. Nehmen Sie sich darum mindestens zwei Wochen am Stück Urlaub, anstatt immer nur übers Wochenende wegzufahren. Und lassen Sie sich dann auch nicht in Ihrer Regeneration stören: Damit Sie richtig abschalten können, sollte der Laptop zu Hause bleiben und auch das Handy für berufliche Themen nicht erreichbar sein. Wie auch für Ihre Selbstständigkeit gilt hier: Ganz oder gar nicht!