Ihr Stundensatz: So kalkulieren Sie ihn professionell und fair
Egal ob als kreativer Freelancer, IT-Profi oder Handwerker*in: Wer sich mit einer Dienstleistung selbstständig macht, legt auch den Preis für die eigene Arbeit selbst fest. Aber wie hoch sollte dieser sein? Zunächst gilt es herauszufinden, was Sie mindestens verdienen müssen, um davon leben zu können. Doch für einen sinnvollen und wettbewerbsfähigen Stundensatz gibt es noch weitere Faktoren zu beachten. Welche das sind und wie Sie Ihren Stundensatz am besten berechnen, erfahren Sie in diesem Artikel.
Was ist eigentlich der Stundensatz?
Als Stundensatz bezeichnet man den Betrag, den Selbstständige pro geleistete Arbeitsstunde in Rechnung stellen. Eventuelle Materialkosten, zum Beispiel für handwerkliche Dienstleistungen, sind darin nicht enthalten – diese berechnen Sie separat. Die Abrechnung auf Stundenbasis ist eine sehr gängige Praxis und bietet drei wesentliche Vorteile:
Fairness
Bei der Preisgestaltung per Stundensatz bezahlen Ihre Kund*innen nur die Arbeit, die Sie tatsächlich auch geleistet haben. Davon profitieren beide Seiten: Fällt der Aufwand größer aus als gedacht, können Sie die zusätzliche Arbeit einfach nachberechnen.
Transparenz
Mit einem Stundensatz ist immer klar erkennbar, wie viel Zeit für bestimmte Aufgaben aufgewendet wurde. Das hilft Ihren Kund*innen, den Preis für Ihre Dienstleistung nachzuvollziehen – so können Sie diesen im Zweifel auch besser rechtfertigen.
Flexibilität
Variieren die Anforderungen an Ihre Arbeit je nach Projekt? Dann haben Sie die Möglichkeit, Ihren Stundensatz entsprechend anzupassen und flexibel auf die Bedürfnisse Ihrer Kund*innen einzugehen.
So hoch sollte Ihr Stundensatz mindestens sein
Um Ihren Stundensatz zu definieren, müssen Sie erst einmal wissen, wie viel Sie eigentlich zum Leben brauchen. Denn: Die Einnahmen aus Ihrer Arbeit müssen größer sein als Ihre Ausgaben. Um herauszufinden, mit welchem Preis pro Stunde Sie dieses Ziel erreichen können, ist ein grober Schätzwert nicht genug. Ermitteln Sie stattdessen in drei Schritten Ihren persönlichen Mindestlohn – den sogenannten kalkulatorischen Stundensatz:
Definieren Sie Ihre produktive Arbeitszeit
Obwohl man es immer wieder hört: Als Gründer*in können Sie nicht „selbst und ständig“ arbeiten. Das müssen Sie auch bei der Berechnung Ihres Stundensatzes berücksichtigen. Dieser sollte am Ende so hoch sein, dass Sie damit auch die Tage finanzieren können, an denen Sie keine Einnahmen haben. Aber wie viele Tage im Jahr können Sie im Schnitt für produktive Arbeitszeit einkalkulieren? Das hängt von verschiedenen Faktoren ab: Wie viel Urlaub möchten Sie machen? Benötigen Sie weitere arbeitsfreie Zeit für Fortbildungen und Co.? Wie sieht es mit Krankheitstagen aus? An dieser exemplarischen Rechnung können Sie sich orientieren und sie an Ihre individuelle Situation anpassen:
365 Kalendertage
– 104 Wochenendtage
– 12 Feiertage (abhängig vom Bundesland)
– 20 Tage Urlaub
– 14 Krankheitstage
– 5 Weiterbildungstage
= 210 Arbeitstage pro Jahr
Bedenken Sie dabei auch, dass Sie an den errechneten 210 Tagen vermutlich nicht ausschließlich Arbeit verrichten können, für die Sie auch bezahlt werden. Akquise, Marketing, die Erstellung von Angeboten, Ihre Buchhaltung oder Fahrten – all diese Tätigkeiten müssen ebenfalls in der Ihnen zur Verfügung stehenden Zeit erledigt werden. Überlegen Sie darum, in welchem Umfang Sie tatsächlich produktiv arbeiten können. Bei einer geschätzten Produktivität von 70 Prozent bleiben beispielsweise von 210 Tagen nur noch 147 Tage im Jahr, also 12,25 Arbeitstage und damit 98 Arbeitsstunden pro Monat.
Berechnen Sie Ihre laufenden Kosten
Um herauszufinden, wie viel Sie an den im ersten Schritt kalkulierten Arbeitstagen verdienen müssen, sollten Sie Ihre Ausgaben genau kennen. Je nach Geschäftsmodell kommen schließlich ganz unterschiedliche Kosten auf Sie zu – von IT-Ausstattung über Büroräume mit Miete, Strom und Wasser bis zu Arbeitsgeräten für Ihr Handwerk. Steuern und Versicherungen gilt es ebenfalls dazuzuzählen. Und auch Ihre privaten Lebenshaltungskosten müssen natürlich über Ihren Stundensatz gedeckt werden.
Ermitteln Sie Ihren kalkulatorischen Stundensatz
Aus der Aufstellung Ihrer Kosten und Ihrer voraussichtlichen produktiven Arbeitszeit ergibt sich Ihr kalkulatorischer Stundensatz. Angenommen, Ihre monatlichen Ausgaben beliefen sich auf 5.000 Euro, kämen Sie zu folgendem Ergebnis:
5.000 Euro Kosten/Monat
geteilt durch 98 Arbeitsstunden/Monat
= 51 Euro/Stunde (netto)
Das ist der Betrag, den Sie mindestens pro Stunde in Rechnung stellen müssten, um kein Minus zu machen. In dieser knappen Kalkulation sind jedoch noch keine unvorhergesehenen Ausgaben oder Puffer für auftragsschwache Zeiten berücksichtigt. Addieren Sie zu Ihrem persönlichen Mindestlohn also besser noch einen sogenannten Gewinnaufschlag, zum Beispiel 10 Prozent. In unserem Beispiel ergäbe der kalkulatorische Stundensatz dann:
51 Euro/Stunde + 5,10 Euro Gewinnaufschlag (10 %) = 56,10 Euro/Stunde
Sofern Sie in Ihrem Business nicht von der Kleinunternehmerregelung Gebrauch machen, wird dann am Ende noch die jeweilige Umsatzsteuer hinzugerechnet.
5 Tipps: So finden Sie Ihren optimalen Stundensatz
Mit dem kalkulatorischen Stundensatz haben Sie jetzt die Grundlage für Ihre Preisgestaltung. Doch das heißt nicht, dass Sie Ihre Dienstleistung auch zu diesem Preis anbieten müssen! Er gibt schließlich nur die Untergrenze dessen an, was Sie auf jeden Fall verdienen müssen. Nach oben hin sind theoretisch keine Grenzen gesetzt. Hier sollten Sie sich fragen, mit welchem Stundensatz Sie selbst wirklich zufrieden wären – und mit welchem Sie sich am Markt realistischerweise behaupten können. Diese 5 Tipps helfen Ihnen dabei:
Tipp 1: Denken Sie an Ihren Gewinn
Egal ob für die Urlaubsreise, für Investitionen in Ihr Business oder als Rücklage fürs Alter: Sie müssen mehr als das nötige Minimum verdienen, um sich ein finanzielles Polster aufzubauen. Als Unternehmer*in sollte es immer auch Ihr Ziel sein, Gewinn zu machen! Prüfen Sie also genau, ob das mit Ihrem kalkulierten Stundensatz möglich ist.
Tipp 2: Seien Sie wettbewerbsfähig
Was macht eigentlich die Konkurrenz? Es ist sinnvoll, sich die Preise der Wettbewerber*innen anzuschauen und sich grob daran zu orientieren. Ihre Kund*innen vergleichen schließlich auch und werden kaum bereit sein, jeden Preis für Ihre Dienstleistung zu bezahlen. Mit einem einzigartigen Angebot und einem überzeugenden Geschäftsmodell darf Ihr Stundensatz aber trotzdem auch über dem Durchschnitt liegen! Auf Dumpingpreise sollten Sie dagegen in jedem Fall verzichten.
Tipp 3: Erstmal klein anfangen? Keine gute Idee!
Hauptsache, der Auftrag ist da! Das denken sich viele Gründer*innen zu Beginn ihrer Selbstständigkeit und bieten ihre Leistungen zu Preisen an, die wirtschaftlich eigentlich untragbar sind. Natürlich können Sie nicht von Anfang an Spitzensätze fordern – doch Sie sollten von Ihren Einnahmen gut leben können. Bedenken Sie auch, dass zu geringe Preise möglicherweise unseriös wirken und ein schlechtes Licht auf Ihr Business werfen können.
Tipp 4: Passen Sie Ihre Preise an
Wenn Sie im Laufe der Zeit Fortbildungen absolvieren, Erfahrungen sammeln und mit guten Referenzen punkten können, sollten Sie Ihren Stundensatz noch einmal auf den Prüfstand stellen. Denn die Entwicklung Ihrer Dienstleistung sollte sich immer auch in den Preisen widerspiegeln. Ist Ihr Business jetzt besser als zuvor? Dann haben Sie eine gute Chance, eine Preissteigerung durchzusetzen.
Tipp 5: Bleiben Sie motiviert
Bei all denstrategischen und wirtschaftlichen Überlegungen sollten Sie eines nicht vergessen: Die Bezahlung für Ihre Leistung muss sich für Sie gut anfühlen! Fragen Sie sich also auch einmal ganz ehrlich: Was ist Ihnen Ihre eigene Arbeit wert? Und was möchten Sie im Idealfall verdienen? Nur, wenn diese Vorstellungen nicht zu weit von der Realität entfernt sind, bleiben Sie auch langfristig motiviert und mit Spaß bei der Sache.
Haben Sie noch Fragen oder möchten lieber gemeinsam mit unseren Profis Ihren Stundensatz berechnen? Wir helfen Ihnen bei der Kalkulation und unterstützen Sie von der Geschäftsidee über den Businessplan bis zur Beantragung von Fördermitteln bei jedem Schritt Ihrer Gründung!
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