Liquiditätsplanung für Existenzgründer
In Krisenzeiten wird die Liquidität eines Unternehmens zur Überlebensfrage, die alte Unternehmerweisheit „Cash is King“ hat dann Hochkonjunktur. Unternehmen, die in der aktuellen Corona-Pandemie von Liquiditätsengpässen betroffen sind, wird mit staatlichen Hilfsprogrammen zur Seite gesprungen. Doch auf den Staat können sich Unternehmen, vor allem wenn sie neu gegründet wurden, nicht immer verlassen. Eine solide Liquiditätsplanung ist deshalb für jeden Existenzgründer erfolgskritisch.
Was bedeutet Liquidität?
Wenn ein Unternehmen seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen kann, bezeichnet man es als liquide. Es sind also genügend Finanzmittel vorhanden um alle Rechnungen, Gehälter und sonstige Verbindlichkeiten zu bedienen. Zur Liquidität werden neben dem Kassenbestand bzw. den Sichtguthaben bei der Bank auch Finanzwerte verstanden, die kurzfristig zur Erfüllung der finanziellen Verbindlichkeiten zur Verfügung stehen. Unternehmen die nicht in der Lage sind ihre Verpflichtungen termingerecht und vollständig zu begleichen droht schlimmstenfalls die Insolvenz.
Gründer sollten deshalb immer flüssig sein und großen Wert auf Cash legen. Die Betriebswirtschaft unterscheidet drei mögliche Liquiditätsgrade, mit denen die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens beurteilt und geplant werden kann. Unternehmer sollten bestrebt sein einen optimalen Bestand liquider Mittel zu erreichen. Denn auch ein zu hoher Bestand an kurzfristig verfügbarem Kapital ist nicht ideal – Geld soll schließlich nicht ungenutzt rumliegen, sondern einen Beitrag zur Wertschöpfung oder Rentabilität liefern.
Durch die Liquiditätsgrade wird sichtbar, wieviel Prozent der kurzfristigen Verbindlichkeiten durch kurzfristig verfügbare Finanzmittel gedeckt sind.
Liquidität 1. Grades:
Berücksichtigt ausschließlich sofort verfügbare Geldquellen wie Bargeld, Giralgeld und andere sofort verfügbare Finanzmittel. Sollte zwischen 30 und 50 Prozent liegen.
Liquidität 2. Grades:
Fasst den Begriff der kurzfristig verfügbaren Geldquellen etwas weiter und berücksichtigt beispielsweise auch Forderungen die kurzfristig monetarisiert werden können. Sollte 100 Prozent der kurzfristigen Verbindlichkeiten umfassen.
Liquidität 3. Grades:
Neben den kurzfristig verfügbaren Gelquellen werden beispielsweise noch Lagerbestände gewertet, die zur Begleichung von Verbindlichkeiten genutzt werden können. Sollte bis zu 200 Prozent der Verbindlichkeiten erreichen.
Liquidität planen
Mangelnde Liquidität ist mit einer der häufigsten Ursachen für das Scheitern von Unternehmensgründungen. Existenzgründer müssen üblicherweise erstmal in ihre Unternehmensgründung, die Produktentwicklung und Markteinführung investieren bevor sie Kunden gewinnen können, die dann auch für die erforderlichen Umsätze sorgen. Dadurch entstehen Verluste und der Cashflow leuchtet in tiefem Rot. Mit der richtigen Finanzplanung muss dafür ausreichend Liquidität eingeplant werden. Die kurzfristige Finanzplanung hat dabei die kommenden 1 bis 3 Monate im Blick, die mittelfristige Planung reicht von einem bis zu vier Jahren. Unternehmen mit Saisongeschäft müssen eventuell noch andere Zeiträume berücksichtigen und eine Finanzplanung für 12 Monate im Voraus machen.
Zahlungseingänge im Auge behalten
Es gibt also Phasen in einem Unternehmen, in denen Verluste einfach dazugehören, bis es zu den ersten Umsätzen kommt. Aber auch im laufenden Betrieb muss der Geldeingang genau beobachtet und geplant werden. Der Zeitraum zwischen Rechnungsstellung und Zahlungseingang kann mitunter lang werden – bei unzureichender Liquiditätsversorgung auch zu lang. Die Gründe können sehr unterschiedlich sein. Etwa ein vereinbartes Zahlungsziel von mehreren Monaten, ein branchenübliches langes Zahlungsziel oder die schleppende Bezahlung einer Rechnung. Auf alle Situation muss ein Gründer reagieren können und die notwendigen Mittel bereitstellen können. Nicht selten wirkt sich die Zahlungsschwierigkeit eines Unternehmens auf andere betroffene Unternehmen aus.
Gründer sollten konservativ planen
Die Liquiditätsplanung versucht alle diese Einnahmen, Ausgaben und Verzögerungssituationen über einen längeren Zeitraum zu berücksichtigen. Neben den festen Zahlungsterminen wie Miete und Gehälter müssen auch unvorhersehbare Sonderausgaben eingeplant werden. Gerade Existenzgründer in den ersten Jahren sollten an dieser Stelle sehr konservativ planen. Lieber großzügigere Zeiträume einplanen bis das Geld auf dem Konto eingeht und etwas höhere Ausgaben als zunächst zu erwarten sind. Im Idealfall lassen sich Ausgaben und Einnahmen so planen, dass sie sich in einem Gleichgewicht befinden.
Liquidität sicherstellen
Den Kontostand im Auge behalten und die Liquidität sicherstellen gehört also zu den wichtigen Aufgaben erfolgreicher Unternehmensgründer. Hilfreich ist dafür eine kurz- und mittelfristige Planung, um einer möglichen Unterdeckung mit geeigneten Maßnahmen begegnen zu können. Ist die Deckung der Ausgaben nicht gesichert, müssen geeignete Maßnahmen ergriffen werden, beispielsweise ein ausreichend hoher Kontokorrentkredit, die Bildung von Rücklagen oder entsprechende Zahlungsvereinbarungen. Falls sich ein Liquiditätsengpass als strukturelles Problem darstellt, etwa weil die laufenden Ausgaben zu hoch sind oder die Lagerhaltung zu viele Finanzmittel bindet, dann sollten auch auf der Ausgabenseite Maßnahmen eingeleitet werden, um die Zahlungsfähigkeit zu gewährleisten.
Tipps zur Liquiditätsplanung
Einige grundlegende Punkte sollten Existenzgründer bei der Liquiditätsplanung berücksichtigen.
Realistisch planen
Auch wenn Unternehmensgründer mit großem Elan und hohen Erwartungen ihr Unternehmen gründen, sollten die Erwartungen nicht zu optimistisch und unrealistisch werden. Für die Finanzplanung sollte immer ein Sicherheitspuffer eingeplant werden.
Überblick behalten
Die Bezahlung von Rechnungen kann manchmal sehr lange dauern. Die eigenen Kosten für Geschäftsräume und Personal laufen dagegen weiter. Zahlungsverzug oder auch Ausfall sollte also immer eingeplant und für die Liquiditätssicherung berücksichtigt werden. Eventuell helfen Teilzahlungsvereinbarungen mit Kunden, die in Schwierigkeiten stecken. Bei größeren Aufträgen kann sich auch eine Versicherung gegen Forderungsausfall lohnen.
Breit aufstellen
Im Idealfall sind Unternehmen nicht nur von wenigen Kunden abhängig. Je breiter aufgestellt ein Unternehmen ist, umso besser ist es gegen einzelne Zahlungsausfälle gewappnet. Weil das nicht für jedes Geschäftsmodell möglich ist, müssen dann andere Formen der Absicherung in Betracht gezogen werden. Große Projektaufträge können beispielsweise in einzelnen Tranchen abgerechnet werden, damit keine existenzbedrohenden Summen auflaufen.
Flexibel planen
Um die Liquidität möglichst für alle Eventualität sicherzustellen, sollte eine Finanzplanung sehr flexibel sein. Beispielsweise sollte ein Kontokorrentkredit finanzielle Engpässe abfedern können, dabei aber nicht zu umfangreich und dauerhaft sein. In solchen Fällen sind weitere Finanzierungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen. Je frühzeitiger ein Unternehmen diese Handlungsoptionen nutzt, umso größer ist der finanzielle Spielraum. Ist nämlich der Engpass erstmal real und zu groß, wird die kurzfristig Finanzierung schwieriger und teurer.
Aktuell bleiben Eine solide und funktionierende Liquiditäts- und Finanzplanung sollte immer die aktuelle Situation des Unternehmens berücksichtigen und abbilden. Weil sich im Laufe eines Geschäftsjahres zahlreiche Einflüsse ergeben können, die Einfluss auf die finanzielle Situation haben – gilt im positiven wie im negativen – muss die Liquiditätsplanung regelmäßig angepasst werden. Die aktuelle Corona-Pandemie belegt dies sehr eindrucksvoll.
Sie möchten mit Ihrem eigenen Business durchstarten?
Wir helfen Ihnen dabei, sich Ihren Traum von einer Existenzgründung zwischen Rheinland und Ruhrgebiet zu erfüllen. Mit unseren Beratern holen Sie sich jede Menge Wissen und Erfahrung an Ihre Seite. Nutzen Sie unser Angebot einer kostenlosen Erstberatung und lernen Sie uns kennen. Wir freuen uns auf Sie!