Krankenversicherung für Selbstständige: Darauf sollten Gründer*innen achten
Wer sich selbstständig macht, hat viele Entscheidungen zu treffen – eine davon ist die Wahl der passenden Krankenversicherung. Denn anders als bei Angestellten gibt es für Gründer*innen keine automatische Einbindung ins gesetzliche System. Stattdessen stehen zwei Optionen zur Auswahl: die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und die private Krankenversicherung (PKV). Doch welche ist die bessere Lösung? Hier gilt wie so oft: Es kommt darauf an! In diesem Artikel geben wir einen Überblick über die verschiedenen Modelle der Krankenversicherung für Selbstständige und zeigen, welche Faktoren Sie bei Ihrer Entscheidung unbedingt berücksichtigen sollten.
Gesetzlich oder privat versichern?
Als Gründer*in dürfen Sie grundsätzlich frei wählen, ob Sie sich privat oder freiwillig gesetzlich versichern möchten – das nennt sich Versicherungsfreiheit. Je nach Lebenssituation und Einkommenslage haben beide Modelle ihre Vor- und Nachteile. Doch Achtung: Wer sich einmal für die private Krankenversicherung entscheidet, kann in der Regel nicht ohne Weiteres wieder zurück in die gesetzliche. Ein späterer Wechsel ist nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich und meist sehr schwierig. Deshalb lohnt sich ein genauer Blick auf beide Systeme, bevor Sie sich festlegen.
Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV)
Die GKV ist für viele Gründer*innen die sicherere und einfachere Wahl – vor allem, wenn Sie aus einer Festanstellung kommen und dort bereits gesetzlich versichert waren. Im Vergleich zu den privaten Krankenkassen punkten die gesetzlichen zudem mit einem meist breiteren Leistungskatalog und bieten die Möglichkeit, Familienmitglieder mitzuversichern. Doch es gibt auch Nachteile, besonders in Bezug auf individuelle Leistungen und Wartezeiten.
Vorteile der GKV
Breites Leistungsspektrum: Die Leistungen der GKV sind gesetzlich geregelt und gelten für alle Versicherten gleichermaßen – dazu zählen auch psychische Erkrankungen oder chronische Leiden, die bei privaten Versicherern häufig mit Einschränkungen versehen sind.
Einkommensabhängige Beiträge: Die Beiträge richten sich ausschließlich nach dem Einkommen – wer wenig verdient, zahlt auch weniger. Kriterien wie Alter, Gesundheitszustand oder Vorerkrankungen spielen, anders als in der PKV, keine Rolle.
Familienversicherung: Kinder und Ehepartner*innen ohne eigenes Einkommen können in der gesetzlichen Krankenkasse kostenfrei mitversichert werden.
Nachteile der GKV
Keine individuellen Leistungen: Die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung sind vorgeschrieben, wodurch es nur wenig Raum für Anpassungen und nur begrenzte Wahlmöglichkeiten bei den Tarifen gibt.
Fixer Mindestbeitrag: Gerade zu Beginn der Selbständigkeit ist die Auftragslage oft schwankend. Trotzdem müssen 266 Euro (2025) monatlich in die gesetzliche Krankenkasse eingezahlt werden – dieser Mindestbeitrag gilt auch bei geringem oder keinem Einkommen.
Längere Wartezeiten: Kassenpatient*innen müssen oft mit langen Wartezeiten auf Termine rechnen und bei der Wahl von Kliniken sowie der Zimmerausstattung Einschränkungen in Kauf nehmen.
Warum eigentlich „freiwillig versichert“?
In Deutschland gilt eine Krankenversicherungspflicht, das heißt jede Person muss krankenversichert sein. Dennoch spricht man bei Selbstständigen oft von der „freiwilligen gesetzlichen Versicherung“. Der Grund: Wer ein bestimmtes Jahreseinkommen überschreitet (die sogenannte Beitragsbemessungsgrenze), darf aus der gesetzlichen Versicherung austreten – muss es aber nicht. Gründer*innen, die sich für die gesetzliche Krankenkasse entscheiden, werden deshalb als freiwillige Mitglieder geführt.
Die private Krankenversicherung (PKV)
Schnellere Termine und bevorzugte Behandlung – das verbinden die meisten mit der privaten Krankenversicherung. Und es stimmt: Die Leistungen in der PKV sind oft besser. Je nach Anbieter unterscheiden sie sich aber stark, sodass bei der Auswahl umso gründlicher recherchiert werden sollte. Gerade für gut verdienende Einzelunternehmer*innen kann sich die PKV durchaus lohnen, doch sie bringt auch langfristige Verpflichtungen mit sich.
Vorteile der PKV
Individuelle Tarife: Chefarztbehandlung, Einbettzimmer, alternative Heilmethoden: In der PKV haben Gründer*innen die Möglichkeit, ihren Versicherungsschutz genau auf die eigenen Bedürfnisse zuzuschneiden.
Günstige Einstiegsbeiträge: Wer jung und gesund ist, zahlt zu Beginn meist deutlich weniger als in der gesetzlichen Krankenversicherung. Der Grund: Die Beträge sind unabhängig vom Einkommen und richten sich nach Alter, Gesundheitszustand und gewähltem Tarif.
Bessere Leistungen: In vielen Fällen erhalten privat Versicherte schneller Termine bei Fachärzt*innen und profitieren zum Beispiel im Krankenhaus von bevorzugter Behandlung.
Nachteile der PKV
Hohe Beiträge im Alter: Mit zunehmendem Alter steigen die Beiträge der PKV oft stark an. Auch durch Familienzuwachs kann es teuer werden – denn jedes Familienmitglied braucht eine eigene Versicherung.
Gesundheitsprüfung: Anders als bei der gesetzlichen Krankenversicherung können Vorerkrankungen zu höheren Beiträgen oder Ausschlüssen führen.
Kaum Wechselmöglichkeit: Eine Rückkehr in die GKV ist nur in Ausnahmefällen möglich. Dieses Prinzip soll verhindern, dass Versicherte sich die größten Vorteile aus beiden Systemen herauspicken.
Sonderfälle und weitere Optionen für Gründer*innen
Als Gründer*in übernehmen Sie nicht nur die Verantwortung für Ihr Business, sondern auch die Kosten für Ihre gesundheitliche Absicherung – unabhängig davon, ob Sie sich gesetzlich oder privat versichern. Es gibt jedoch einige Ausnahmen, in denen reduzierte Krankenkassenbeiträge möglich sind.
Die Künstlersozialkasse (KSK)
Für selbstständige Künstler*innen und Publizist*innen gibt es eine besondere Möglichkeit, sich günstiger zu versichern: über die Künstlersozialkasse (KSK). Sie übernimmt den Arbeitgeberanteil zu Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung – ähnlich wie bei einem Angestelltenverhältnis. Das bedeutet: Sie bleiben weiterhin Mitglied Ihrer Krankenkasse, zahlen aber nur die Hälfte der Beiträge. Der Rest wird über die KSK finanziert.
Voraussetzungen für die Aufnahme in die KSK ist eine hauptberufliche Solo-Selbstständigkeit im Bereich Kunst oder Publizistik – dazu zählen zum Beispiel Journalist*innen, Werbetexter*innen, Übersetzer*innen, aber auch Fotograf*innen oder Musiker*innen. Ihr jährliches Mindesteinkommen aus dieser Tätigkeit muss in der Regel mindestens 3.900 Euro betragen und Ihr Wohnsitz oder Arbeitsort in Deutschland liegen.
Starthilfe Gründungszuschuss
Sie möchten aus der Arbeitslosigkeit heraus gründen? Dann haben Sie die Möglichkeit, einen Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit in Anspruch zu nehmen! Für sechs Monate erhalten Sie dann den Betrag Ihres zuletzt bezogenen Arbeitslosengelds sowie pauschal 300 Euro zusätzlich zur sozialen Absicherung. Das Einkommen aus dem Gründungszuschuss selbst ist in der GKV zwar beitragspflichtig – die Pauschale für die soziale Absicherung jedoch beitragsfrei. Eine ideale Möglichkeit, um die Versicherungskosten in der Startphase gering zu halten!
Möchten Sie wissen, ob und wie Sie den Gründungzuschuss in Anspruch nehmen können? Wir helfen Ihnen gern! Vereinbaren Sie noch heute Ihr kostenloses Erstgespräch.
Fazit: Vergleichen lohnt sich bei der Krankenversicherung für Selbstständige
Die Wahl der richtigen Krankenversicherung ist ein zentraler Baustein der Existenzgründung. Ob gesetzlich oder privat – beide Systeme haben ihre Stärken und Tücken. Wer jung ist, gut verdient und Wert auf individuelle Leistungen legt, findet in der PKV attraktive Optionen. Die GKV punktet hingegen mit Familienversicherung, planbaren Beiträgen und einem stabilen Leistungskatalog. Sie brauchen Unterstützung bei der Entscheidung? Wir sind gerne für Sie da und stellen bei Bedarf Kontakt zu erfahrenen Expert*innen aus unserem Netzwerk her.
Sie möchten mit Ihrem eigenen Business durchstarten?
Wir helfen Ihnen dabei, sich Ihren Traum von einer Existenzgründung zwischen Rheinland und Ruhrgebiet zu erfüllen. Mit unseren Beratern holen Sie sich jede Menge Wissen und Erfahrung an Ihre Seite. Nutzen Sie unser Angebot einer kostenlosen Erstberatung und lernen Sie uns kennen. Wir freuen uns auf Sie!